Ich führe im Schilde
In schwart ein goldener quergelegter gestümmelter Ast,
aus dem nach oben ein Zweig
mit drei Kleeblättern wächst.
Dokumente
Diese Dokumente bilden keinen genealogischen korrekten Hintergrund
unseres Familienwappens, aber es zierte schon die Wohnung meines
Grossvaters.
Mündlich überliefert wird, dass bei der Einbürgerung 1917 in die Schweiz das
Wappen aus Stuttgart "mitgebracht" wurde. Das Wappen wird in der männlichen
Ahnenfolge stets weitergegeben.
Wie im ersten Dokument ersichtlich wurden die Farben vom Heimattort übernommen. Es ist in der Schweiz üblich, die Farben des Wappens bei der Einbürgerung deren des Gemeindewappen anzupassen.
Nürnberg 1524
Aus dieser Zeit stammt die erste bekannte
Darstellung
Aus Neugier um die Herkunft des Wappens,
habe ich mich etwas im 16. Jahrhundert in der Gegend von Nürnberg umgesehen.
Von dort stammt das verwendete Blason.
Die Jahreszahl aus den Siebmacher 5/10 gibt leider nicht an, ob es
sich hierbei
um die Geburt, den Amtsantritt oder der Wappenrolleneingabe von Johann Nast handelt,
welches unser Wappen darstellt.
Nürnberg bildete schon damals ein Weltweites Handelszentrum und befand sich
in der Blütezeit des frühen Mittelalters. Zu dieser Zeit grassierten jedoch
auch Seuchen
wie Pestilenz, Syphilis oder andere, damals nicht heilbaren Krankheiten. Sie
verbreiteten Elend, Angst und Schrecken in der Bevölkerung.
Ein massiver Schildwall schützte die Stadt Nürnberg zwar vor all den
vorhergegangenen Kriegen, verhinderte aber nicht, dass Krankheiten in die
blühende Handelsmetropole eingeschleppt wurden. Seuchen galten damals eher
als Strafe Gottes und nicht als Krankheit wie wir das heute verstehen. Vier Siechtobel an den
Zufahrtswegen zu der Stadt dienten damals als Seuchenkontrollstelle für
Einreisende, sowie als Sterbeanstalten für Betroffene. Die Siechtobel
bestanden aus einer Kapelle, einem Siechhaus und einigen Häusern für
bedienstete.
Der Johann Nast, Vikar zu S. Lienhard 1524 hatte es
vermutlich nicht wirklich einfach.
.
Der Ausdruck Vikar, wird zwar im 16. Jahrhundert auch für Weltliche
Stellvertreter verwendet, aber deutet eher auf einen Kirchlichen Titel hin.
Ein Gut, Namens S. Lienhard, ist in der Geschichte von Nürnberg um 1500
nicht bekannt, aber deutet auf die Kapelle St. Leonhard hin.
Leonhard wurde im damaligen Sprachgebraucht auch als "Lienhard" gesprochen.
Die Kapelle zu St. Leonhard gehörte zu einem von
vier, der Stadt Nürnberg vor gelagerten, Siechen- und Sterbeanstalten. Es gab
2 Siechtobel für Männer und 2 für Frauen. Im Siechtobel zu St. Leonhard
wurden Frauen untergebracht. Die Kapelle wurde, in allen vorangegangenen
Kriegen, stets Niedergebrannt, da sie sich ausserhalb des Schildwalls von
Nürnberg befand.
Ebenfalls um 1524 begann in Nürnberg die Reformation und St. Leonhard war
eine der ersten Kapellen die sich Martin Luthers Lehren anschloss. Die
Aufregung in dieser Zeit war ganz gewaltig.
Als Vikar dieses Siechtums musste Johann Nast vermutlich viele, von Seuchen befallene Leute, auf ihrem letzten Weg begleiten, Todesmessen halten und logistische Aufgaben klären.
Ob 1524 der Eintrag des Wappens obligatorisch wurde, oder es sich um eine reine Nebenerscheinung zur Ernennung als Vikar manifestiert wurde, ist mir nicht bekannt.
Was für eine Krasse Welt!
Ich gehe davon aus, dass er auch folgendes
miterlebte, da Johann damals 37 Jahre alt war.
Einigen UFO-Jägern kommt dieses Bild sicherlich bekannt vor.
Nürnberg 14.04.1561
Wie es in dem koloriertem Holzschnitt von 1561 aussieht, war beim Sonnenaufgang am 14. April über Nürnberg ein ziemlich grosses Fest am Himmel.
Das Flugblatt stammt von Nürnberg und erzählt die Kunde von einem «sehr erschröcklichen gesicht» zur Zeit des Sonnenaufgangs am 14. April 1561. Es wurde «von vielen manns und weybspersonen» gesehen. Es waren «kugeln» von blutroter, bläulicher und schwarzer Farbe, oder «Ringscheyben» in großer Anzahl in der Nähe der Sonne, «etwo drey inn die lenge / vnterweylen vier inn einem Quatrangel, auch etliche eintzig gestanden / vnd zwischen solchen Kugeln sein auch etlich blutfarbe Creutz gesehen». Außerdem wurden «zwey große rore» (resp. drei) ... «in welchen kleinen vnd großen Rorn / z u dreyen / auch vier vnd mehr kugel gewesen. Dieses alles hat mit einander anfahen zu streyten». Dies dauerte etwa eine Stunde. Dann «ist es alles wie obverzeychnet von der Sonnen / vom Hymel herab auff die erden gleich alls ob es alles Brennet gefallen / vnd mit einem großen dampff herunter auff der Erden allgemach vergangen». Ebenso wurde unter den Kugeln ein längliches Gebilde gesehen, «gleichförmig einem großen schwartzen Speer».
Ja, Ja.. Das sieht wirklich schwer nach einem
Besuch von ausserirdischen aus.
Die Beschreibung könnte aber auch auf eine
Luftspiegelung "Fata Morgana" hindeuten, bei der gleichzeitig ein "Halo" zu
sehen ist.
Der Winter 1561 war übrigens sehr kalt. Damals fror in der Schweiz der
Zürichsee zu.
Luftspiegelung (Fata Morgana): Eine kalte
Luftschicht liegt auf dem Boden und eine warme Schicht gleitet sehr langsam
darüber hinweg.
Der Darsteller des Bildes steht ausserhalb der Stadt, und bei optimaler Höhe
der Schichtteilung kann es durchaus zu eindrücklichen Luftspiegelungen nach
oben kommen. Kreuze der Kirchturmspitze, die Türme und einzelne Objekte,
verändern ihre Ansicht in der Spiegelung der sich langsam übereinander
gleitenden Luftschichten. Die Trennlinie der Luftschichten könnte durchaus
als langer Speer bezeichnet werden.
Lichteffekt (Halo): Ringförmige Lichteffekte um die
Sonne welche durch Eiskristalle in der Luft bilden.
Die Nacht musste vermutlich Sternenklar und sehr kalt gewesen sein, damit am
Morgen ein Halo zu sehen war. Durch das gleichzeitige auftreten der
Luftspiegelung könnte sich sogar ein Halo spiegeln und 2 mal zu sehen sein.
Schon die Betrachtung eines der beiden Phänomene ist spektakulär genug, aber beide zusammen?
Dass die Elemente zu streiten angefangen haben,
verstehe ich als das verwirbeln der Liftschichten durch Wärmeeinwirkung.
Zwei rauchende Stellen sind deutlich dargestellt.
Die Wärme der aufgehenden Sonne liess obendrein die kalte, schon etwas aufgemischte
Luftschicht auf den Boden sinken und im Bodennebel vergehen. Durch die
zunehmende Wärme erlosch ebenfalls das Halo um die Sonne, da die
Eiskristalle schmolzen.
Selbst so Sachlich betrachtet, muss diese
Erscheinung äusserst beeindruckend gewesen sein.
Im Nachhinein, und mit viel neuem Wissen, gibt mir
aber der schwarze Speer mit den 2 Kreissegment-Einschnitten jedoch etwas
Kopfzerbrechen. Es bildet einen Kreis als wenn da etwas heruntergelassen
würde. Auch Farbveränderungen genau in diesem Bereich sind auf allen
Abdrücken dieses Holzschnittes zu erkennen. Fand hier das wichtige Ereignis
statt und wurde, um eine Massenpanik zu verhindern, dieser Bereich entfernt?
Zoom, rauchende Stellen.
Auf dem Bild ist eine Kapelle zu erkennen, die St. Leonhart sehr ähnelt, da sie einen eigenwilligen Baustil hatte. Etwas im Hintergrund der Kapelle dargestellt, sind 2 rauchende Stellen ersichtlich. Ob es sich hierbei um die herunterfallenden Objekte vom Flugblatt handelt oder nicht, ist nicht geklärt (tote UFOs?). Es könnte sich ja ebenso um den Rauch handeln der damals entstand, wenn am Morgen die verstorbenen Sieche der Nacht, in Öfen verbrannt wurden.
Hieronymus Schurstab (Bürgermeister). Brustbildnis mit St. Leonhard bei
Nürnberg im Hintergrund (Radierung 1554)
Da sich Bürgermeister Hieronymus Schurstab mit dem Siechtobel zu St. Leonhard darstellen liess, bin ich mir sicher, dass Johann Nast als Vikar, diesen Herrn persönlich kannte. Interessant auch sein Wappen mit den 2 gekreuzten Schürstäben zum Feuer machen und mein Wappen mit nur eine Ast. Hieronymus war übrigens der Hauptinvestor dieser Einrichtung.
Mittelalterliche Grafik aus dem Innern der heutigen Kirche aufgenommen
(www.rafa.at)
Aber
Auch Lienhards gab es zu dieser Zeit in Nürnberg, als Vornamen, als auch im Nachnamen.
Einer baute einen schönen Saal und eine Familie Lienhard übernahm von einem Patriziergeschlecht ein Haus mitten in einem Teich, welches langjährige Unmut in der Regierung verursachte.
So, schaute Nürnberg damals aus
Die Geschichte meines Wappens scheint viel interessanter zu sein als angenommen!
Gedanken zu Heraldik
Einen quergelegten gestümmelten Ast,
aus dem nach oben ein Zweig mit drei Kleeblättern wächst
Bedeutung Ast in der Heraldik
Ursprung, Abstammung, Waldgebiet, Besitz
Bedeutung Klee in der Heraldik
Klee wurde als Dreipass dargestellt und gerne
verwendet. Es bedeutete Glück und/oder deutete auf eine Herkunft aus der
Agrarwirtschaft hin. Klee war in der Futtermittelindustrie, das Futtermittel schlechthin und
versinnbildlicht obendrein noch die Dreifaltigkeit. Klee wurde ebenfalls als
Heil/Zauberpflanze geschätzt.
Die blumige Darstellung des Kleeblattes (Herzformen usw.) wurde erst später
in der Heraldik verwendet. Oft auch im Zusammenhang mit Irland. Ansonsten
wurde Klee als Dreipass dargestellt (3 Kreise). Auf alten Münzen wird Klee aus 3
geometrisch angeordneten Punkten dargestellt.
Ebenso interessant der hinweis auf die Zahl 9 in meinem Wappen. Da lässt sich viel herein-interpretieren.
Darstellungen unseres Wappens
Sicher sind das schöne Darstellungen, aber falls wirklich einmal unser Wappen einen Turnierschild geziert hätte, würde das vermutlich etwas schlichter ausfallen. Ein Vikar geht zwar kaum an patriarchalische Reitturniere, aber wie dem auch alles sei.
In der Heraldik wurden damals zwar schon reich verzierte Vollwappen dargestellt, Besonders bei gemeinen Symbolen wurde viel interpretiert und selbst im Siebmacher 3D Objekte in Wappen gezeichnet. 3D-Abbildungen sind in der Heraldik grundlegend verboten. Meine Versuche sollten also klar und von Weitem sichtbar sein.
Unser Wappen kann viele Bedeutungen haben. Besonders auch in Anbetracht all der Umstände in der Johann Nast lebte.
Selbst in der heutigen Zeit, wo so viel von Aufstieg
gesprochen wird, erhält mein Wappen einen ganz besonderen Stellenwert.
Sind die Kleeblätter nur Darstellungen aus den
interessanten Ereignissen von 1561 welche unseren Ast der Evolution
getroffen hat?
Bedeuten die Glückssymbole die aus dem geschlagenen
Ast wachsen, nur einen Neubeginn mit 3 weiteren Erblinien?
oder hat Johann Nast nur das Erstbeste das er bei
dem Eintrag in das Wappenbuch, gesehen hatte manifestieren lassen?
Oder soll es die Apokalypse darstellen, welche von oben auf unsere Erde
trifft?
Oder die Rettung?
Gotisches Fenster
St. Leonhard Kirche so um 2004 bei www.rafa.at
Wie dem auch alles sei... interessant ist die Geschichte auf jeden Fall.
Geburtsdatum